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Bakteriophagen und Antibiotika

Wechselwirkungen in der klinischen Praxis: Was wir bisher gelernt haben

Die zunehmende Antibiotikaresistenz erfordert neue therapeutische Ansätze zur Bekämpfung bakterieller Infektionen. Eine vielversprechende Alternative ist der Einsatz von Bakteriophagen (Phagen), also Viren, die gezielt Bakterien infizieren und lysieren. In den letzten Jahrzehnten wurde untersucht, wie Phagen und Antibiotika entweder einzeln oder in Kombination in Tiermodellen und klinischen Anwendungen wirken. Besonders interessant ist das Phänomen der Phagen-Antibiotika-Synergie (PAS), bei dem Antibiotika die Phagenproduktion durch bakterielle Wirte stimulieren können.

Phagen-Antibiotika-Synergie: Mechanismen und Bedeutung

Studien zeigen, dass bestimmte Antibiotika die Produktion von Phagen verstärken können. Dies geschieht, weil Antibiotika zellulären Stress verursachen und dadurch die Phagenreplikation in den infizierten Bakterien steigern. Dieser synergistische Effekt kann die Wirksamkeit der Infektionsbekämpfung verbessern und die Bakterieneliminierung optimieren.

Phagen-Antibiotika-Kombinationen in Biofilmmodellen

Biofilme sind bakterielle Gemeinschaften, die oft resistent gegenüber Antibiotika sind. Untersuchungen haben gezeigt, dass eine kombinierte Therapie aus Phagen und Antibiotika die Entfernung von Biofilmen erheblich verbessern kann. Besonders effektiv war eine sequentielle Strategie, bei der zunächst Phagen appliziert wurden, gefolgt von einer Antibiotikabehandlung. Diese Vorgehensweise führte zur stärksten Reduktion der bakteriellen Last in Biofilmmodellen.

Ergebnisse aus In-vivo-Studien

In-vivo-Untersuchungen zeigen überwiegend eine Synergie zwischen Phagen und Antibiotika. Dabei konnte eine verstärkte antibakterielle Wirkung der Kombinationstherapie festgestellt werden. In einigen Fällen wurde jedoch auch ein Antagonismus oder eine Indifferenz zwischen Phagen und Antibiotika beobachtet. Dies verdeutlicht, dass nicht jede Kombination gleichermaßen effektiv ist und die Auswahl der geeigneten Phagen- und Antibiotikakombinationen eine entscheidende Rolle spielt.

Klinische Relevanz und Ausblick

Neuere klinische Studien weisen darauf hin, dass die gleichzeitige Anwendung von Phagen und Antibiotika bei Patienten mit schweren bakteriellen Infektionen zu positiven Ergebnissen führen kann. Die Kombination beider Therapieansätze könnte insbesondere für Patienten mit multiresistenten Infektionen von Vorteil sein. Allerdings sind weitere Untersuchungen erforderlich, um die optimale Dosierung, Behandlungsdauer und Kombinationen zu ermitteln.

Fazit

Die bisherigen Erkenntnisse zur Phagen-Antibiotika-Wechselwirkung zeigen vielversprechende Möglichkeiten zur Bekämpfung bakterieller Infektionen. Während Synergien häufig beobachtet wurden, sind auch Fälle von Antagonismus dokumentiert. Eine gezielte Erforschung und klinische Evaluation der besten Therapieansätze bleibt notwendig, um den Nutzen dieser Kombinationstherapie in der medizinischen Praxis zu maximieren.

Quelle: Bacteriophages and antibiotic interactions in clinical practice: what we have learned so far

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