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In einer aufsehenerregenden Fallstudie, veröffentlicht in Nature Communications, berichten Forscher über einen innovativen Therapieansatz bei einem Kleinkind mit einer schwer behandelbaren Infektion durch ein extensiv arzneimittelresistentes (XDR) Pseudomonas aeruginosa-Bakterium nach einer Lebertransplantation. Diese Studie verdeutlicht das große Potenzial der Kombination von Bakteriophagen-Therapie mit Antibiotika im Kampf gegen gefährliche, multiresistente Keime.
Postoperative bakterielle Infektionen stellen bei Lebertransplantationen ein großes Risiko dar – insbesondere bei Kleinkindern mit geschwächtem Immunsystem. Durch die zunehmende Resistenz gegen gängige Antibiotika sind klassische Therapien oft wirkungslos. Genau dies war bei dem jungen Patienten der Fall: Nach der ersten Lebertransplantation entwickelte das Kind eine Sepsis, verursacht durch einen extrem resistenten Stamm von P. aeruginosa. Die übliche Antibiotikatherapie versagte – ein medizinischer Notfall, bei dem neue Wege gefragt waren.
Bakteriophagen – oder kurz Phagen – sind Viren, die spezifisch Bakterien befallen und zerstören. Die sogenannte Phagentherapie ist nicht neu, erlebt aber angesichts zunehmender Antibiotikaresistenzen ein starkes Comeback. In der vorliegenden Studie wurde eine personalisierte Kombination aus intravenös verabreichten Phagen und Antibiotika über einen Zeitraum von 86 Tagen eingesetzt. Ziel war es, die Wirkung beider Mittel zu kombinieren und so die resistente Infektion effektiv zu bekämpfen.
Die kombinierte Therapie wurde vom Kind sehr gut vertragen – es traten keine Nebenwirkungen auf, und es kam auch zu keiner Neutralisation der Phagen durch das Immunsystem. Entscheidend war jedoch der medizinische Erfolg: Die Infektion ging zurück, der Allgemeinzustand besserte sich, und eine zweite, erfolgreiche Lebertransplantation konnte durchgeführt werden. Labortests bestätigten die Wirksamkeit: Die Phagen und Antibiotika wirkten gemeinsam stärker gegen die Bakterien als jeweils allein. Zwar zeigten einige Bakterien im Verlauf Resistenz gegen einzelne Phagen, dies beeinträchtigte jedoch nicht den Gesamterfolg – möglicherweise, weil die Phagen gleichzeitig die Virulenz, also die Gefährlichkeit der Bakterien, verringerten.
Diese Fallstudie zeigt eindrucksvoll, dass die Kombinationstherapie aus Phagen und Antibiotika eine lebensrettende Option bei schwer behandelbaren Infektionen sein kann – besonders bei Patienten mit eingeschränkter Immunabwehr oder nach Transplantationen. Dass dieses Verfahren sogar bei einem Kleinkind so erfolgreich und nebenwirkungsfrei angewendet werden konnte, öffnet die Tür für weitere klinische Studien und die breitere Anwendung in der modernen Medizin.
Wenn klassische Antibiotika versagen, braucht es neue Lösungsansätze – und diese Studie liefert einen solchen. Die gezielte Kombination aus Bakteriophagen und Antibiotika zeigt, wie man selbst gegen extrem resistente Keime effektiv vorgehen kann. Für viele Patienten mit bislang aussichtslosen Infektionen bedeutet das echte Hoffnung – und für die Medizin ein starkes neues Werkzeug im Kampf gegen resistente Erreger.